#23 – Alexandra Weithofer (ehem. Miseles) – retired 2015

Retirement 2015 von Alexandra Weithofer im Bild links (ehemals Miseles) und Christine Bruckner

Alex war ein Paradebeispiel dafür, was eine gute Athletin unter den richtigen Umständen im richtigen Umfeld erreichen konnte. Die ehemalige Leichtathletin kam 1993 über den späteren Sportdirektor Oliver Samstag zum Softball, wechselte 1995 von den Mutterstadt Vikings nach Mannheim, gewann mit den Tornados 1996 ihre erste deutsche Meisterschaft und spielte mit der Nationalmannschaft 1997 ihre erste von vier Europameisterschaften.

Ein solch rapider Aufstieg ist nur mit der richtigen Kombination von Talent und harter Arbeit möglich. Harte Arbeit ermöglichte der natürlichen Rechtshänderin die Umstellung auf die linke Seite am Schlag, was sie gepaart mit ihrer beträchtlichen Geschwindigkeit zu einer der gefürchtetsten Angriffsspielerinnen im Land machte. Ebenso nutzten ihre Trainer ihre Geschwindigkeit in der Verteidigung in Verbindung mit ihrem starken Arm auf Shortstop und im Center Field.

Dass Alex einen Bunt oder einen Slap platzieren konnte und danach auch zu schnell für Verteidigungen war, die diese Taktik erwarteten, setzte man in Mannheim bald voraus. Ihren 289 gestohlenen Bases standen in 13 Jahren Bundesliga letztlich nur 11 mißglückte Versuche gegenüber. Aber dass Alex auch mit Power schlagen konnte, zeigte sie im Jahr, als sie 3 Home Runs aufs Konto brachte. Und auch bei Inside-the-Park Home Runs muss der Ball zumindest an den Zaun.

Aber auch wenn die Verteidigung und Pitcher so gut wurden, dass deutsche Spitzenklasse nur bedingt etwas bedeutete, konnte Alex sich behaupten. In einem ansonsten miserablen Spiel gegen Caserta beim Europapokal 2010 in Haarlem schlug Alex den einzigen Hit der Tornados gegen Anjelica Selden, die für die UCLA Bruins in ihrer Karriere 1441 Schlagfrauen per K auf die Bank zurück geschickt hatte und somit heute an Rang 13 der ewigen Bestenliste der NCAA Division 1 steht.

Eines ihrer Karrierehighlights lieferte sie in einer wesentlich wichtigeren Situation ab – allerdings nicht im Trikot der Tornados. Bei der EM 1999 in Antwerpen ging es für Deutschland gegen Großbritannien um den Aufstieg und Alex trug mit Bunts und Stolen Bases zu dem 5:0 im Finale bei. 8 Jahre später zeigte sie keine Anzeichen einen Gang zurück schalten zu wollen und gewann bei der DM in Ratingen nicht nur ihre achte deutsche Meisterschaft, sondern auch den Best Batter Award.

Bundesliga–Statistiken (regular season)
281 G / .420 AVG / 447 H / 513 R / 210 RBI / 289 SB

Mindestens ebenso bedeutend wie ihre Erfolge als Spieler, sind ihre Leistungen als Trainer, ohne die es die Tornados-Bundesligamannschaft heute möglicherweise schon gar nicht mehr gäbe. Im Winter 1999 begann Alex den Softball-Nachwuchs in Mannheim auszubilden. Spieler des aktuellen Bundesligakaders wie Miriam Kemmer, Mona Hörner, Friderike Meinck, Sabrina Hemmerich, Amira El-Ayoubi, Christin Poon und Athina Zuber gingen durch Alex‘ Schule.

Mit Mimi Kemmer hat sie ihre Nachfolgerin auf Shortstop und im Centerfield herangezogen und mit Christin Poon und Athina Zuber stehen schon die nächsten von links schlagenden und von rechts werfenden Spielerinnen in der Mitte der Mannheimer Verteidigung bereit. Nachdem der Mannheimer Nachwuchs bei der ersten Juniorinnen DM 2006 in Mannheim den Titel nur knapp mit 2:1 im Finale verpasste, konnten Alex‘ Zöglinge 2013 den Sack zu machen und die Meisterschaft nach Mannheim holen.

Karriere-Highlights

  • 10 Deutsche Meisterschaften (’96 – ’00, ’03, ’06, ’07, ’09, ’11)
  • 4 Europameisterschaften (’97, ’99, ’01, ’03)
  • Aufstieg mit der Nationalmannschaft in den A-Pool ’99 in Antwerpen
  • A-Europapokal ’07, ’08, ’10, ’11, ’12
  • Gewinn B-Europapokal der Pokalsieger ’03, ’06
  • Best Batter DM 2007

Alex zeigte als Spieler vorbildlichen Einsatz und Ehrgeiz. Trotz einiger Meinungsverschiedenheiten und auch emotionaler Diskussionen verhielt sie sich ihren Trainern gegenüber loyal und bewies Kritikfähigkeit. Alex war einer der Spieler, die mir den Spaß am Coaching gebracht hat.

Patrick Dörflinger (Coach 2000-2005)

Ich werde nie vergessen, wie ich Alex ihre ersten Flyballs zuschlug und sie in einem Moment der Frustration meinte, sie würde das nie lernen. Vier Jahre später spielte sie Outfield in der Nationalmannschaft. Alex hat immer der Wille vorangetrieben besser zu sein bzw. zu werden und sich nicht von äußeren Umständen, den Meinungen anderer und ihren persönlichen Voraussetzungen definieren zu lassen, auch wenn sie sich damit nicht immer Freunde und es ihren Weg nicht immer leichter gemacht hat.

Oliver Samstag (Coach 2006 – 2017)