#24 – Christine Bruckner – retired 2015

Retirement 2015 von Christine Bruckner und Alexandra Weithofer (ehemals Miseles)

Die „große Chrissi“ war eine Spielerin, die den Tornados schon auf der höchsten nationalen Ebene gegenüber gestanden hat, bevor sie 1997 nach Mannheim wechselte. Von 1992 bis 1995 nahm sie mit ihrem vorherigen Verein den Speyer Turtles bei den Deutschen Meisterschaften teil und spielte dort unter anderem auch gegen die Tornados. Vielleicht war es der Anblick des ersten Mannheimer Titels 1996, den sie in Freising von der Tribüne mitverfolgte, der den Entschluss zum Wechsel brachte. In ihren 15 Mannheimer Jahren von 1997 bis 2011 gewann Chrissi neun deutsche Meisterschaften, zwei Europapokal der Pokalsieger-Turniere im B-Pool und nahm an vier A-Europapokalen teil.

Als Spieler leistete Chrissi sowohl offensiv wie auch defensiv als Catcher und 1B Beachtliches. 125 Extra Base Hits in der Bundesliga sprechen eine deutliche Sprache und veranlassten gegnerische Outfielder regelmäßig, sich Richtung Zaun zu orientieren, wenn Chrissi an die Platte trat. Ähnlichen Respekt verschaffte sie sich mit ihrem Arm hinter der Platte, was sich an der geringen Anzahl an Versuchen gegen Chrissi ein Base zu stehlen ablesen lässt. Gegen Chrissi trauten sich nur die Schnellsten.

Unauffällig, aber nicht weniger effektiv war die Art und Weise, in der sie ihre Pitcher führte. Allerdings war nicht zu übersehen, wenn Chrissi unzufrieden war – sei es mit ihrer Mannschaft, den Schiedsrichtern oder sich selbst. Das Kinn ließ keinen Zweifel an ihrem Gemütszustand, und gelegentlich auch mal ein mit Schwung an seinen Platz beförderter Helm oder Handschuh.

In ihrer langjährigen Karriere als Spielerin für die Tornados und die deutsche Nationalmannschaft hat Chrissi unzählige Erfolgsmomente erlebt und feiern dürfen. Repräsentativ dafür soll hier nur ihre Rolle im vielleicht größten Erfolg des deutschen Softballs auf internationaler Bühne erwähnt werden. Im 8. Inning der Begegnung Deutschland – Italien bei der EM 2009 in Valencia vollendete sie ein Double Play an der Home Plate auf einen Wurf von Mimi Kemmer aus dem Center Field und bereitete so die Bühne für den ersten und einzigen Sieg Deutschlands gegen eine der europäischen Großmächte bei einer Europameisterschaft.

Entsprechend ihrer primären Positionen Catcher und 1B blieb es Chrissi oft vorbehalten, große Erfolge für das Team zu vollenden. So machte sie zum Beispiel bei den letzten drei Meisterschaften der Tornados jeweils das letzte Aus – zweimal hinter der Platte und einmal an 1B. Und so werden sich auch alle Fans, die sie und die Tornados über die Jahre verfolgt haben, an sie erinnern – mit dem Ball im Handschuh, die Arme nach oben gereckt, jubelnd.

Bundesliga–Statistiken (regular season)
300 G / .435 AVG / 408 H / 342 R / 419 RBI / 71 SB

Karriere-Highlights

  • 9 Deutsche Meisterschaften (’97 – ’00, ’03, ’06, ’07, ’09, ’11)
  • 17 Jahre Nationalmannschaft (Juniorinnen & Damen)
  • Aufstieg mit der Nationalmannschaft in den A-Pool 1999 in Antwerpen
  • Sieg über Italien und 5. Platz EM 2009
  • A-Europapokal ’07, ’08, ’10, ’11, ’12
  • Gewinn B-Europapokal der Pokalsieger ’03, ’06

Chrissi Bruckner war für lange Zeit und bestimmt in den Jahren, als ich dabei war, die „Bundescatcherin“, so nannte ich sie mit vollem Ernst. Sie zeigte immer großen Einsatz und Disziplin und stand einfach auf meiner Wellenlänge im Softballspiel, was sich ein Coach nur wünschen kann. Sie war nicht nur eine intelligente und feinfühlende Catcherin, die spüren konnte, wie das Spiel sich entwickeln würde; sie war auch eine ganz gute Schlagfrau, auf die man sich als Coach verlassen konnte, wenn kombinierte Spielzüge angesagt wurden. Noch einmal war ihr Spielverständnis ein wesentlicher Bestandteil ihrer Größe als Spielerin. Chrissi war immer eine gute Mitspielerin für alle, großzügig und hilfsbereit. Ihr Geist war einfach unentbehrlich im Team, ihre Präsenz zu vermissen, sollte sie nicht dabei gewesen sein. Mit ihr im Feld zu sein war für mich immer eine Freude und dabei liegen einige meiner besten Erinnerungen meiner Coach-Karriere in Deutschland.

Liliana Rossetti (Coach Deutsche Nationalmannschaft 2001 – 2003)

In Ihrer aktiven Zeit als Spielerin, war Sie wohl einer der effektivsten Schlagfrauen mit Runners auf Bases, gegen die ich als Trainer spielen musste. Man konnte seine Defensive stellen wie man wollte, sie fand in den für Mannheim entscheidenden Momenten immer die Lücke. Und dann gab es ja auch noch den perfekten Squeeze Bunt in ihrem Repertoire, den sie selbst in größten Druckmomenten fast wie im Schlaf hinlegen konnte. Wie soll man da als gegnerischer Coach nicht verzweifeln? Und dass sie zurecht mehr als 15 Jahre lang die Nummer 1 als Catcher bei der Damen-Nationalmannschaft war, zeigt, wie wertvoll sie nicht nur als Schlagfrau war. Ihre Fähigkeit, Pitcher perfekt zu führen und ihnen auch mal in wichtigen Momenten das Passende zu sagen, war sowohl für Mannheim als auch für die Deutsche Nationalmannschaft ein sehr hohes Gut. Ihre Fähigkeit, ihre Mitspielerinnen durch den einen oder anderen Spaß von der Wichtigkeit so mancher Spielsituationen abzulenken, ist für mich einzigartig. Von daher kann ich mich nur glücklich schätzen, dass ich sie 2011 davon überzeugen konnte, bei der U19 Nationalmannschaft als Assistant Coach einzusteigen. Durch Ihre Erfahrung im Bereich Catching und Hitting, konnte Sie den jungen Spielerinnen viele wichtige Tipps mitgeben und so dem Team dabei helfen, den Erfolg von 2010 mit den Gewinn der zweiten Vize-Europameisterschaft 2012 zu wiederholen.

Udo Dehmel (Head Coach Deutsche Damen & Juniorinnen-Nationalmannschaft)