„Aus Liebe zum Sport“

Aus dem Mannheimer Wochenblatt

Baseball. Angeregt durch den USA-Schüleraustausch in der Oberstufe kam er in den neunziger Jahren erstmals mit Baseball in Kontakt. Und postwendend fand Thomas „Tom“ Bieth großen Gefallen an der typischsten aller amerikanischen Sportarten. Selbst angefangen zu spielen hat er dann bei den Dernbach Pirates im Pfälzerwald als Catcher.

Als Vorstandsmitglied bei den Mannheim Tornados und als Vizepräsident Jugend im Präsidium beim Deutschen Baseballverband (DBV) gilt sein Hauptaugenmerk dem Nachwuchs der deutschen Baseball-und Softballjugend. Wir sprachen mit ihm über seinen Lieblingssport, seine Aufgaben und über Perspektiven und Defizite dieser Sportart in Deutschland.

MW: Was fasziniert Sie an der Sportart Baseball?

Tom Bieth: Die Vielschichtigkeit in der Thematik. Baseball ist sowohl ein Einzel- wie auch ein Mannschaftssport. Jeder individuelle Fehler hat unmittelbare Folgen und man muss sofort lernen mit diesem Fehler umzugehen, aber gleichzeitig muss man sich postwendend wieder auf den nächsten Spielzug konzentrieren. Baseball ist charakterbildend, es stärkt die Persönlichkeit schon in jungen Jahren. Man muss sowohl werfen, schlagen, fangen und schnell laufen können, zudem ist es ein Spiel ohne Zeitbegrenzung, all diese Komponenten faszinieren mich. Außerdem habe ich während meiner Zeit als Umpire bei den Tornados meine heutige Frau kennengelernt.

MW: Beim Deutschen Baseballverband engagieren Sie sich im Vorstand als Jugendkoordinator – aus welcher Motivation heraus haben Sie dieses Amt angetreten?

Bieth: Ich wurde gefragt, ob ich dieses Amt übernehmen wolle, um speziell in diesem Bereich etwas zu gestalten. Der große und der kleine Ball liegen mir eben sehr am Herzen. Im Februar 2020 wurde ich dann am Bundesjugendtag von den jeweiligen Landesjugendvertretern gewählt. Unser Ziel ist es die Sichtbarkeit von Baseball und Softball flächendeckend nachhaltig zu erhöhen. Und ich denke da bin ich gemeinsam mit meinen Kollegen auf einem guten Weg. Meine Motivation diesbezüglich ist groß und ich habe es bis heute nicht bereut, diese Aufgabe zu übernehmen. Ich liebe diesen Sport.

MW: Welche Möglichkeiten hat man, um diesen Sport noch besser zu verbreiten und noch populärer zu machen?

Bieth: In den heutigen Zeiten ist es in allererster Linie viel Medienarbeit. Die sozialen Medien bieten unterschiedlichste Plattformen an, wir haben Livestreams oder Liveinterviews für viele Events und Turniere im Jugendbereich, es gibt eine Homepage. (weplayball.de Anm. d. Red.). Kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit ist ein Weg diesen Sport weiterzuentwickeln.

MW: Wie gut ist die Unterstützung vom DBV?

Bieth: Die Deutsche Sportjugend hat seit einiger Zeit erstmals eine hauptamtliche Aufbaumanagerin installiert, die sich unter dem Motto ’Aufholen nach Corona’ um zielgerichtete Projekte kümmert. Zudem wurden für Baseball5 60.000 Euro zur Verfügung gestellt, um damit ein niederschwelliges Bewegungsangebot anzubieten, um Kinder und Jugendliche wieder in die Vereine zu holen.

MW: Wie muss ich mir Baseball5 vorstellen?

Bieth: Baseball5 ist Baseball ohne Schläger und ohne Handschuh. Es wird gespielt im Modus fünf gegen fünf und ist neben Baseball und Softball die dritte Sportart im Weltverband, offiziell anerkannt als Straßenvariante. Schon jetzt ist Baseball5 bei den Olympischen Jugendspielen 2026 im senegalesischen Dakar als Medaillensport anerkannt. Zudem hat auch die Projektgesellschaft der Mannheimer Bundesgartenschau zugesichert während der Buga 23 ein Baseball5-Feld als Bewegungsfläche anzubieten. Dieses kann sowohl von Schulklassen wie auch von Vereinen genutzt werden. Für Baseball als Breitensport und Schulprojekt eine ideale Voraussetzung.

MW: Sie stehen auch bei den Mannheim Tornados im Nachwuchsbereich an vorderster Front. Wie steht es beim deutschen Rekordmeister um den Nachwuchs?

Bieth: Die Mannheim Tornados sind mit allen Jugendteams, angefangen von den T-Ballern bis zu den Junioren in den Nachwuchsligen des Baden-Württembergischen Baseball-Verbands (BWBSV) vertreten. Wir arbeiten sehr stark an der Intensivierung und Förderung der Nachwuchsmannschaften. Die Tornados sind seit Anfang diesen Jahres Leistungsstützpunkt Nord im BWBSV. Die Rhein- Neckar Baseball School bietet bereits seit 2019 ein überregionales Angebot an junge Baseballer in der Metropolregion Rhein- Neckar. Wir wollen auch zukünftig verstärkt Camps und Zusatztraining anbieten.

MW: Die Deutsche Baseball-Akademie (DBA) ist schon seit vielen Jahren ein wesentlicher Baustein im deutschen Nachwuchsbaseball. Wie läuft hier die Zusammenarbeit?

Bieth: Die DBA ist ja aufgrund der großzügigen finanziellen Förderung durch die Heinz-Nixdorf-Stiftung schon seit Jahren in der Lage den Nachwuchs-Baseball in Deutschland zu fördern und maßgeblich mitzugestalten. Geleitet wird sie ja von Georg Bull, einem Mannheimer Baseball-Urgestein. Max Kepler steht bei den Minnesota Twins unter Vertrag und Lou Helmig hat als 18-jähriger in diesem Frühjahr bei den Philadelphia Phillies unterschrieben. Zwei deutsche Spieler in der Major League, das sind doch beste Beispiele für erfolgreiche Talentförderung in Deutschland. Die DBA ist ja auch verantwortlich für die U 12 und U15 Nationalmannschaften und Georg Bull ist Headcoach der U 18. Unter seine Anleitung findet einmal pro Woche ein Training mit Talenten aus der hiesigen Region auf unserem Gelände statt. Es ist eine Kooperation mit der Rhein-Neckar Baseball School.

MW: Wie optimistisch schauen Sie in die deutsche Baseball- und Softballzukunft?

Bieth: Ich glaube, durch die TV-Rechte von Sport 1 Spiele der Major League Baseball (MLB) zu übertragen wird man diesen Sport auch vermehrt wahrnehmen. Mehr Sichtbarkeit durch Livestreams bedeutet auch mehr Attraktivität und Aufmerksamkeit und dann auch vermehrt Gelder, das ist ein sich fortsetzender Kreislauf. Ich würde mir in Deutschland und auch in unserer Stadt eine bessere Lobby und eine breitere Akzeptanz für unseren Sport wünschen. Mannheim ist schließlich die Wiege des deutschen Baseballs.

MW: Was hätten denn gemacht, wenn ihre beiden Kinder einen anderen Lieblingssport hätten?

Bieth: Dann wäre ich gemeinsam mit meiner Frau einfach nur als Fan zu den Tornados gegangen. Mit einem Bier und einem Burger in der Hand würde ich den Jungs die Daumen drücken für die zwölfte Deutsche Meisterschaft.

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