Coach Dennis über sich & sein Meister-Team

Wo soll man an so einem Punkt nur beginnen? Wir sind Deutscher Meister 2011! Es fing schon im Februar dieses Jahres an! Ich brannte innerlich, wollte meinen Sport (den ich über 17 Jahre gespielt habe und auch bei dem letzten Tornados Juniorentitel 1998 als stolzer Catcher dabei war) wieder spüren! Die Entscheidung! Selbst wieder spielen, oder lieber das Wissen, das ich mir über die Zeit angeeignet habe, weitergeben? Eventuell einem großen Talent im Weg stehen? Nein! Ich entschied mich für den Coach. Mir selbst auferlegt hatte ich die 2. Mannschaft in die 2. Bundesliga zu führen! Nach einem intensiven und langen Gespräch mit Georg Bull war alles klar, nicht die 2. Mannschaft, sondern die Junioren! Georg wollte sie gut aufgehoben wissen!

In der Halle lernte ich die Jungs kennen, die meisten jedenfalls! 😉 Ich war schlicht begeistert von Ihnen! Jeder bringt die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft mit. Schnell, wendig, antrittstark, Ballgefühl, Verständnis für das Spiel und Leidenschaft!

Aber wie sah es in anderen Vereinen aus? Waren andere Teams genauso stark? Wie steht´s um den Nachwuchs in Deutschland? Das erste Spiel rückte immer näher. Dann war es so weit. Aufgeregt wie ein kleines Kind und nervös wie vor den Abschlussprüfungen stand ich da. Die Jungs ganz entspannt und locker. „Die machen wir auch auch mit nur 6 Leuten platt!“ hörte man. Der einzige in diesen Moment der platt war, war ich.

Die Saison über musste ich dann auch noch auf mein angeblich starkes Pitching verzichten. Schließlich mussten LeRoy Ewart und Tim Beigel sehr oft bei der 1. Mannschaft sein! Marius Jellonneck habe ich nicht einmal verletzungsbedingt sehen können auf dem Mound. So gewann man auch mal mit nur 8 Spielern ein Spiel. Die Saison verlief dann sehr einseitig. Der einzige Gegner, Heidenheim, war dann auch zu schwach. So gewann man unspektakulär die Saison. Wir gewannen relativ leicht die Meisterschaft in Baden-Würrtemberg.

Ziel im Februar war nicht das Erreichen der Deutschen Meisterschaft, sondern der Titel! Statt das es mir besser gehen würde, was meine Nervosität anging, wurde DIE nur noch schlimmer! Gingen wir gut vorbereitet in das Turnier?

Hamburg!
Es war soweit! Nach einer ewig langen Fahrt, STAU, BAUSTELLENSTAU,……,….. und WIEDER BAUSTELLENSTAU (Herr Ramsauer: Da gibt es einiges zu tun) kam man nach knapp 10 Stunden in Hamburg an!

Die Gruppe 1
Mannheim
Hamburg
Holm
Dohren

Gruppe 2
Mainz
Haar
Solingen
Hünstetten

Viele dachten Mannheim hätte die leichte Gruppe erwischt! Im Nachhinein muss ich sagen: Nein! Beide Gruppen spielten auf einem SEHR hohen Niveau!

Spiel 1 Mannheim vs. Hamburg 7:8
Mit ganz breiten Schultern liefen die Tornados Junioren auf. Das war für mich ein ziemliches Warnsignal! Und so kam es dann auch. Die Jungs standen voll und ganz neben sich! Keiner konnte auf seinem Niveau spielen. Ein Error reihte sich an den nächsten. Der Umpire machte seine Sache auch nicht besser! Aber davon lebt der Baseballsport. Dass man gegen Hamburg mit 7:8 verlor, war im Nachhinein eine gute Sache! Einer meiner Coaches in meiner Vergangenheit sagte oft: „Losing builds character“

Das rüttelte die Jungs auf! Mann wollte sich doch nicht blamieren! Der Umgang untereinander wurde mit strikten Regeln geändert! Team, neu definiert! Viel gesprochen. Ein richtig gutes Team begann sich zu bilden.

Spiel 2 Dohren vs. Mannheim 1:29
Der mit am stärksten in unserer Gruppe eingeschätzte Gegner brach gegen uns total ein! Die Wende war geschafft. Die Jungs begannen von Anfang an ihr Spiel durch zu ziehen! Alle waren nun da wo sie sein sollten! Dohren befand sich unter Dauerbeschuss! Durch die Bank weg spielte Mannheim sehr starken Baseball. So ging das Spiel verdient an Mannheim!

Spiel 3 Holm vs. Mannheim 4:23
Gleiches Bild wie im Spiel zuvor. Mannheim feuerte erneut aus allen Rohren. Zu keiner Zeit war Holm im Stande dagegen zu halten. Das Spiel ging dann mit 23:4 an Mannheim!
Das Halbfinale war erreicht! Schon jetzt war es keine Blamage! Alle anderen Teams zeigten warum sie es, zu recht, auf die DM geschafft hatten! Stetig steigendes Niveau!

Halbfinale gegen Mainz
Jetzt kam es drauf an! Es war schon zu Beginn an klar. Das wird eine sehr enge Kiste. Beim Teammeeting sprach ich schon von einem 1-Run-Game, wollte die Jungs wach machen! 1 Halbinning und wir legten los wie gegen Dohren und Holm, 0:4! WOW! Dachte ich. Hätte ich bloß nicht so gedacht. Die Strafe kam prompt. Wie ausgewechselt waren alle. Alles lief über den Platz als hätten sie ihren 1. Kontakt mit der Sportart gemacht. 3 Out zu machen schien auf einmal unmöglich. Die Mainzer schlugen uns die Bälle um die Ohren! Nach dem 1 Inning stand es dann 7:4 für Mainz!

Nach einer ordentlichen Motivationsansprache von UNS (Georg Bull und mir) erinnerten daran, dass man am nächsten Morgen, wenn das Spiel verloren ginge, um 6 Uhr aufstehen müsste) lief es auf einmal! Mannheim zeigte was Baseball ausmacht! LEIDENSCHAFT und einen unbesiegbaren WILLEN! LeRoy, der mit einer Angina mitgereist war, sollte möglichst erst am Montag werfen und dann auch nur im Notfall. Was tun?! Der Notfall war da! Aber es war erst Sonntag. Ab zu den Sanitätern. Alles OK! LeRoy war fit und hot! Er ließ Mainz keine Chance. Einer nach dem Anderen wurde gnadenlos wieder ins Mainzer Dougout geschickt!

Dann war da eine Regel mit der Zeit! Gegen Hamburg hat man unglücklich auch durch diese Zeitregel verloren (2 Std.). So begann sich das Ganze in die Länge ziehen zu wollen! Aber ich schien der einzige zu sein der das wollte. Es stand 11:12 für uns. 9 min. für 3 Out! Hört sich machbar an. Aber nicht wenn man es mit einer total fokussierten und, bis in den kleine Zeh, motivierten Junioren Team zu tun hat!

Keiner verstand irgendwas! Lauft langsam aufs Feld, war die Ansage von mir.! Ich musste nur einen Schläger aufheben und ca. 10m zurücklegen, dann drehte ich mich um. UND?! Die waren alle schon ready! Verdammt! LeRoy lief rund. 15 sek. für einen Pitch. Aber der Kerl warf keinen Ball. MIST! Timeout! Ein bisschenen Quatschen bis der Ump kommt! Immer noch 5 min.! Wie soll man da mit sich klar kommen?! Gar nicht! 2 Out und immer noch 4 min. zu spielen! Na toll! Timeout! Outfielder mal schnell wechseln! 3 min. immer noch! Dann machte Mannheim das 3.Out! Noch 2 min.! Super, nicht geschafft! Aber wir konnten keine Runs mehr scoren! So gingen wir mit 12:11 ins letzte Halbinning. Da zeigte Leroy was er kann. 3 schnelle Out und Mannheim war im Finale!!!!!!!!!!!!!!!

Finale gegen Hamburg!
Hat man das erste Vorrundenspiel noch knapp durch Zeit verloren, wollte man diesen Fehler beheben. Marius auf den Mound auf Mannheimer Seite und der Jugendnationalspieler Wolfgang Reitter, ein Linkshänder, aus Hamburg, der uns schon im ersten Spiel nicht lag. Das war der eigentliche Plan, der nicht so aufging wie ich mir das vorgestellt hatte! Hamburg war die ganze Zeit eine echter Endspielgegner und ließ nie locker. Jedes Inning war hart umkämpft. Keiner wollte das Finale herschenken. Ein Spiel auf höchstem Niveau!

Aggressives Baserunning und Mut fürs Risiko war der Schlüssel im Finale. Auch wenn es in wenigen Situationen doch an der Konzentration mangelte, waren WIR die Besseren an diesem Tag. Hamburg war sehr stark am Schlag und konnte die Pitches von Marius gut verarbeiten, doch Hamburg hatte den Rest der Mannschaft anscheinend unterschätzt. Jeder der Jungs behielt in der Defensive einen klaren Überblick und bewältigte schwere Momente hervorragend. LeRoy kam auf den Hügel, um Hamburg, das sich im Aufwind befand, zu stoppen. Er hatte am Vortag gegen Mainz, DAS Spiel seines noch jungen Baseballlebens geworfen und wollte da anknüpfen wo er aufgehört hatte. Das gelang ihm zwar in seinem 1.Inning, aber dann wollte er zu viel. Im letzten Inning überspannte er. Hamburg kam gefährlich heran und war kurz davor, uns den Traum vom Titel zu nehmen. Doch da kam der Teamgeist richtig auf! Statt, wie früher, die Köpfe in den Sand zu stecken, rafften sie sich auf und kämpften, wie ein Team es nur kann! LeRoy ist bekannt dafür unangenehme Pitches zu servieren und schaffte DAS was in der kompletten Saison nicht einmal geklappt hatte, oder vorkam! Ein Ball für ein DoublePlay. Jonathan Ellenbogen (2B) schnappte sich das Ding und ab zu Michael Wingendorf (SS) und der mit einem schnellen Wurf zu Anton Helmig (1B), der sich lang machte und noch im Dirt die Pille fing! OUT! Wir sind Deutscher Meister!!!!

Es war geschafft! Wir waren Meister und aus den (fast) Erwachsenen wurden wieder kleine Kinder, die sich über alles freuten. Ich bedanke mich an dieser Stelle für all die Unterstützung die ich von jeder Seite erhalten habe. Von den Spielern selbst, die Eltern und dem Vorstand. Insbesondere bei Georg Bull, der mir das Vertrauen geschenkt und die freie Hand gegeben hat, unseren Nachwuchs mit meiner Philosophie und meiner Vorstellung, von gutem Baseball, zu führen. Vielen Dank!

Bericht: Dennis Holfelder

1 Response

  1. norbert jäger sagt:

    Denis,
    das hast Du gut gemacht. Du hast dich in die Erfolgs-Story deiner Team nahtlos eingereit. Ich habe auch ein schönes Geschenk für dich und dein Team 2012 parat-( Näheres bei Gelegenheit).